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Drei Fragen an Heike Alsleben

Heike Alsleben

Die Psychologische Psychotherapeutin leitet
gemeinsam mit dem holländischen Psychiater Erik van den Brink
am IAS das MBCT-Aufbauprogramm.
Hier erklärt die erfahrene Therapeutin und Buchautorin,
weshalb MBCT (Mindfulness Based Cognitive Therapy)
einen heilsamen Weg aus Depressionen und Ängsten bietet.


Wie und wodurch bist du in deiner beruflichen Laufbahn mit achtsamkeitsbasierten Methoden in Kontakt gekommen?

Nachdem ich schon einige Jahre für mich selbst die Meditation als eine Kraftquelle entdeckt hatte, fiel mir im Büro einer Kollegin Jon Kabat-Zinns Buch „Im Alltag Ruhe finden“ in die Hände. Das war mein Zündfunke. Ich habe es mir von ihr ausgeliehen und beim Lesen entdeckt, wonach ich zuvor schon länger auf der Suche war. Kurz darauf habe ich mich zu einem MBSR-Acht-Wochenkurs angemeldet. Die Teilnahme war für mich wie ein Nachhause kommen und für mich stand fest, dass ich die Ausbildung machen wollte. Bis zum MBCT war es dann nur noch ein kurzer Weg. Es ergab sich, dass ich im Rahmen meiner Arbeit in einer Psychiatrischen Institutsambulanz MBCT-Gruppen anbieten konnte, was ich bis heute mit viel Enthusiasmus tue.

Ich biete das MBCT-Programm seit einigen Jahren für Menschen mit depressiven Erkrankungen ebenso wie für Betroffene mit Zwangserkrankungen an. Dieses Angebot entstand erstmals im Rahmen eines Forschungsprojekts, das von Dr. Anne Külz in Freiburg geleitet wurde.
Ergänzend zu meinen MBCT-Gruppen in der Klinik biete ich freiberuflich MBSR-Kurse an. Ich erlebe MBSR und MBCT als große Bereicherungen meiner Arbeit als Verhaltenstherapeutin. Und ich erlebe es als ein kostbares Geschenk immer wieder neu auch Lernende sein zu dürfen. Da ich schon einige Zeit als Dozentin in der Ausbildung von Psychologischen Psychotherapeuten tätig war, habe ich das Angebot des Instituts für Achtsamkeit mit Freude angenommen, gemeinsam mit Erik van den Brink die MBCT-Arbeit fortzuführen.

Worin liegt für dich das Besondere an dieser Therapieform, die der dritten Welle der Verhaltenstherapie zugeordnet wird?

Ich schätze die achtsamkeitsbasierte Arbeit sehr, denn ich erlebe immer wieder aufs Neue, wie sie Menschen nach psychischen Krisen darin unterstützt, in Kontakt mit ihren eigenen „gesunden“ Ressourcen und damit mit ihrem Selbstwirksamkeitserleben zu kommen.
Die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie ebnet Menschen, die in ihrem Leben schon mehrfach an einer Depression erkrankt sind, einen Weg, um Schritt für Schritt eine hilfreiche Haltung gegenüber depressiven Gedanken und Gefühlen zu entwickeln. Chronische Depressionen sind eine ernstzunehmende Erkrankung, die für die Betroffenen mit einem hohen Leidensdruck einhergehen. Ein Teil von ihnen sucht nach Möglichkeiten, wie sie über eine medikamentöse Behandlung hinaus dazu beitragen können, nicht erneut zu erkranken. Deshalb sind psychotherapeutische Ansätze gefragt, die die Wahrscheinlichkeit senken, erneut an einer depressiven Episode zu erkranken.
Entgegen der klassischen Interventionen innerhalb der kognitiven Verhaltenstherapie geht es im MBCT nicht darum, einzelne depressionsfördernde Gedanken zu verändern, sondern vielmehr die innere Haltung gegenüber schwierigen Gedanken und Gefühlen.

Über die akute Depression hinaus schafft das Kultivieren von Achtsamkeit Raum und Offenheit, sich dem Erleben negativer Emotionen in einer wohlwollenden Weise zuzuwenden und es näher zu erkunden. Teilnehmer erleben es als sehr hilfreich und entlastend, wenn sie im Rahmen der MBCT mehr und mehr erkennen, dass ihre Gedanken keine Tatsachen sind, sondern eine mögliche Sichtweise auf die Welt sind. Das Entwickeln von mehr Akzeptanz gegenüber negativen Emotionen ermöglicht es ihnen, sich diesen zuzuwenden statt sie als bedrohlich zu erleben und zu vermeiden. Alles in allem bietet MBCT eine Unterstützung, die Negativspirale depressiven Denkens frühzeitig zu bemerken und zu unterbrechen und stattdessen auf Ressourcen zurückzugreifen, die einer erneuten Depression vorbeugen helfen. Wesentlich für die Wirksamkeit des MBCTs ist die Fortsetzung der Achtsamkeitspraxis über die acht Wochen des Kurses hinaus.

Was sind die Inhalte des MBCT-Ausbildungsprogramms?

Das Ausbildungsprogramm schult MBSR-Lehrende darin, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen durch die acht Wochen des MBCT-Kurses zu begleiten. Es vermittelt ihnen Inhalte, die sich von denen des MBSR-Kurses unterscheiden. Ferner macht es sie vertraut mit den Herausforderungen, Achtsamkeit im klinisch-psychotherapeutischen Kontext zu vermitteln und sie beispielsweise auch auf die Konfrontation mit starkem Leidensdruck oder Schamgefühlen vorzubereiten. Die Reflexion des eigenen Umgangs mit Niedergeschlagenheit und anderen schwierigen Gefühlen ist darüber hinaus ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung. Auch die Vermittlung von Wissen, bezogen auf klinische Diagnostik und Forschung sowie Krisenintervention im Fall von akuter Suizidalität hat einen festen Platz im Modul. Ich schätze die Zusammenarbeit mit Erik van den Brink und wir ergänzen uns aufgrund unserer vielfältigen psychotherapeutisch-psychiatrischen Berufserfahrungen sehr gut. Uns beiden ist in der Ausbildung besonders die Praxisnähe wichtig, und wir geben den Teilnehmern viel Raum, ihren eigenen Weg zu finden und auszuprobieren. Wir haben diese konzeptionelle Umstellung gezielt auch deswegen vollzogen, um diejenigen, die eine Ausbildung machen, auch dabei zu stärken, anschließend MBCT-Kurse anzubieten.

Die eigenständige Durchführung von MBCT erfordert eine psychotherapeutische Heilerlaubnis oder die Möglichkeit, innerhalb einer Institution unter Supervision zu arbeiten. Doch ich möchte auch MBSR-Kollegen ohne diese Voraussetzung dazu ermutigen, an dem Ausbildungsmodul teilzunehmen. Da an MBSR-Kursen oft auch Menschen teilnehmen, die bereits einmal an einer Depression erkrankt sind, erhalten sie durch das MBCT-Programm mehr Sicherheit im Umgang mit dieser Teilnehmergruppe. Erwähnen möchte ich noch, dass die MBCT-Angebote des Instituts ab 2018 im Haus Klara in Zell am Main bei Würzburg stattfinden werden. Dieses modern gestaltete Haus zeichnet sich durch eine gastfreundliche Atmosphäre aus und ist von viel Grün umgeben. Vom Würzburger Bahnhof aus erreicht man es mit öffentlichen Verkehrsmitteln in einer Viertelstunde.

Hinweis: Hier können Sie sich für den nächsten MBCT-Aufbaukurs anmelden.

Susanne Schneider, Ihre Ansprechpartnerin beim Institut für Achtsamkeit, hilft gerne weiter:

Tel: +49-172-2186681

Sprechzeiten:

Dienstag:10:00 - 13:00 Uhr
Donnerstag:10:00 - 13:00 Uhr
Sie können über das Kontaktformular auch Informationen vom Institutsbüro anfordern.