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Wir sind nicht hilflos: Älter sein im Zeitalter von Corona

Von Dr. Linda Lehrhaupt (c)

Ich habe mich entschlossen, diesen Text zu schreiben, weil ich, wie viele andere Menschen auch, einen Weg finden möchte, anderen in dieser Corona-Krise zu helfen. Und weil ich erkannt habe, dass es einen Teil der Bevölkerung gibt, der derzeit nicht die Art von Unterstützung erhält, die wirklich zielführend ist. Ich bin 70 Jahre alt und gehöre auch zu diesen Menschen.

Lasst mich zuerst einmal sagen, wie unendlich dankbar ich für die Tausende von Menschen bin, die an vorderster Front stehen und ihre eigene Gesundheit riskieren, um anderen zu helfen.

Gleichzeitig möchte ich aber auch etwas sagen, dass gar nicht oft genug gesagt werden und in die ganzen Welt hinausgerufen werden soll: "Mag sein, dass wir älter, alt oder auch sehr alt sind. Daran haben wir keine Schuld. Und wir sind deswegen nicht hilflos!"

Was derzeit implizit kommuniziert wird, ist, dass es vor allem die ältere Generation ist, die für all die Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen verantwortlich ist, die getroffen werden mussten. Unausgesprochen wird dabei die Botschaft übermittelt, dass die Alten irgendwie das Problem sind das gelöst werden muss, da wir ja eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen würden.

Immer wieder werden wir als der verletzlichste Teil der Bevölkerung beschrieben, der mit der höchsten Sterberate, derjenige, der nicht nur vor dem Virus, sondern auch vor sich selbst beschützt werden müsse. Es klingt so, als ob wir nicht wirklich in der Lage wären zu entscheiden, was für uns am besten wäre. In dem wohlmeinenden Versuch, alte Menschen zu schützen, wird damit zugleich Altersdiskriminierung in jüngeren Menschen geweckt.

Wie jede Form von Diskriminierung lebt auch die Altersdiskriminierung von der Verbreitung von Stereotypen. Dies ist für diejenigen, die die Diskriminierung betrifft, am weitreichendsten, denn diese Stereotypen werden von ihnen selbst verinnerlicht. Wir Menschen neigen leider dazu, Meinungen, die die Wirklichkeit prägen und verzerren, zu glauben.

Viele alte Menschen haben es daher bereits akzeptiert, dass sie nicht dazu in der Lage wären, sich um sich selbst zu kümmern, sondern dass andere in diesem nationalen Notfall sie schützen müssten und mehr noch: dass andere vor ihnen geschützt werden müssten.

Natürlich gibt es hilfsbedürftige alte Menschen, die nun Hilfe brauchen. Doch es gibt ebenso viele andere unserer Generation, auf die das nicht zutrifft.

Deshalb betone ich es noch einmal: Wir brauchen vielleicht Hilfe, aber wir sind nicht hilflos! Wenn du älter oder alt bist, dann lass dir nicht einreden, dass du nicht wüsstest, wie du für dich selbst sorgen könntest und dass du nicht dazu in der Lage wärst, die Gefahr richtig einzuschätzen.

Ich möchte euch vielmehr dazu ermutigen, eurem in einem langen Leben gewachsenen intuitiven Wissen zu vertrauen, mit dem ihr Situationen durchaus richtig einschätzen könnt. Und wenn euch jemand einreden will, dass dem nicht so wäre, dann höre nicht hin. Und wenn Menschen um dich sind, die sich um dich zu kümmern scheinen, aber voller Angst sind, dann schicke sie weg. Denn wer voller Angst ist sieht alles mit einem verzerrten Blickwinkel. Indem du Grenzen setzt, sorgst du gut für dich und ebenso auch für die anderen. Mag sein, dass es etwas braucht, bis die anderen dies erkennen können.

Dieses Corona-Virus ist gefährlich und es muss von uns allen ernst genommen werden. Doch gerade wir Älteren verfügen über Lebenserfahrung, Weisheit, Großzügigkeit und Fürsorge, die uns in den Jahren gewachsen sind. Wir verfügen daher über eine besondere Stärke und Belastbarkeit. Vertraut also auf eure Kraft, nährt euer Herz und eure Seele. Und wenn ihr Hilfe von anderen braucht, dann fragt um Unterstützung, nicht Hilfe. Denn Hilfe impliziert immer, dass jemand anderes für euch etwas tun müsste. Unterstützung heißt, dass andere Menschen sich eingeladen fühlen, etwas von sich aus zu geben.

Es gibt eine besondere Art der Resilienz, die nicht davon abhängt, wie es dir körperlich geht und wie gesund du bist. Solange du atmest, bist du am Leben. Das ist ein Geschenk des Universums. Nimm dieses Geschenk so an, wie du frische Luft einatmest.

Halte dich aufrecht. Auch wenn du sitzt oder im Bett liegst. Du kannst das. Vertraue darauf! Und vertraue dir selbst!

Dr. Linda Lehrhaupt ist Gründerin und Leiterin des „Instituts für Achtsamkeit“.

Cloud Mountains A Reflection and then Guided Meditation In The Age Of Corona


Susanne Schneider, Ihre Ansprechpartnerin beim Institut für Achtsamkeit, hilft gerne weiter:

Tel: +49-172-2186681

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