Der Achtsamkeitslehrer Dr. med. Bernd Langohr erklärt die Grundlagen dieser Praxis und gibt einen Ausblick auf diesbezügliche Seminare des IAS.
Wir alle kennen die klassischen Formen der Achtsamkeitsübung wie Sitzen in Stille, langsames Gehen oder meditative Bewegung. Ebenso vertraut ist uns die informelle Praxis wie z.B. achtsames Essen.
Und dann gibt es das große, komplexe Feld zwischenmenschlicher Beziehungen, welches auch im MBSR-Kurs berührt wird. So anregend und erkenntnisreich die Einheit zu Kommunikation sein mag, bleibt oftmals die Frage offen, wie es gelingen kann, Achtsamkeit in den zwischenmenschlichen Bereich einfließen zu lassen, wenn doch in unseren alltäglichen Interaktionen mit anderen Menschen so Vieles so schnell und reaktiv passiert.
Ein wunderbarer Zugang zur Erforschung dieses zwischenmenschlichen Raumes ist die Praxis der Interpersonellen Achtsamkeit, basierend auf dem Einsichtsdialog (oder Insight Dialogue) von Gregory Kramer und dessen 6 Leitlinien: Innehalten, Entspannen, Öffnen, Einstimmen auf das Entstehen, Tief zuhören und die Wahrheit sprechen.
Bei dieser Praxis sitzen sich meist zwei Meditationspartner*innen gegenüber. Indem zunächst nur eine Person spricht und die andere zuhört, entsteht ein besonderer Raum von gemeinsamer Präsenz, in welchem wir unsere Kommunikationsmuster in Echtzeit bewusst wahrnehmen, daraus entstehende Anspannung loslassen und uns für eine wahrhaftige Begegnung öffnen können. Das gesprochene Wort wird dabei zu einem Medium, um wichtige Themen unseres Lebens und unserer Beziehungen zu reflektieren. Das bringt neue Erkenntnisse hervor unt trägt zur Entfaltung von Mitgefühl für uns selbst und andere bei.
Als ich 2014 Jahren mein erstes, mehrtägiges Einsichtsdialog-Retreat besuchte, war ich verblüfft, dass mir diese Form der Dyadenpraxis eine ähnliche Tiefe an innerer Ruhe und Klarheit schenkte, wie ich es sonst von Stille-Retreats kannte. Mehr noch: Sie ermöglichte mir ein tiefes Erkennen meiner konditionierten Kommunikationsmuster und stärkte meine Wahrnehmung dafür, auf welche Weise Stress und Anspannung, aber auch Verbindung und Entspannng entstehen.
Ich erlebe die interpersonelle Praxis daher als unmittelbar hilfreich dabei, die Beziehungen in meinem Leben bewusster zu gestalten - sei es im Privaten oder im Kurskontext mit Teilnehmer*innen.
Währen der Einsichtsdialog nach Gregory kramer einen buddhistischen Charakter hat, stellt das von Florence Meleo-Meyer und Phyllis Hicks entwickelte achtwöchige "Interpersonelle Achtsamkeits-Programm" (IMP) diese Praxis auf einen weltanschaulich neutralen Boden für Menschen, die zuvor einen MBSR-Kurs oder ein vergleichbares Programm besucht haben.
IMP-Kursteilnehmer*innen stellen häufig fest, wie einmalig jede Begegnung ist und wie sich die Erfahrung von Verbundenheit, geteilter Menschlichkeit und Mitgefühl mit jeder Dyade vertieft.
Wenn Achtsamkeitslehrende diese Praxis kennenlernen, öffnet insbesondere die Leitlinie "Einstimmen auf das Entstehen" oftmals neue Räume bei der Gestaltung des Achtsamen Dialogs (oder "Inquiry") in ihren eigenen Kursen.
Das Institut für Achtsamkeit bietet nun Kompaktseminare zur Interpersonellen Achtsamkeit an: in 2023 mit Frits Koster und mir als kompakte Form des IMP-Trainings und in 2025 zusammen mit Jana Willms und ausreichend Raum für die Bedürfnisse von Achtsamkeitslehrenden, um mehr Leichtigkeit, Sicherheit und Kompetenz im Hinblick auf das Unterrichten eigener Kurse zu bekommen.
Dr. med Bernd Langohr ist MBSR- & MBCT-Lehrer und unterrichtet Achtsamkeit seit 2007. In 2015 hat er in den Niederlanden die Weiterbildung zum IMP-Lehrer mit Florence Meleo-Meyer und Phyllis Hicks absolviert und unterrichtet seitdem Interpersonelle Achtsamkeit in verschiedenen Formaten und Kontexten.
Hier geht es zu den aktuellen Veranstaltungen zum Thema "Interpersonelle Achtsamkeit":
Interpersonelle Achtsamkeit - Meditation im Dialog in Kursraum und Alltag
Susanne Schneider, Ihre Ansprechpartnerin beim Institut für Achtsamkeit, hilft gerne weiter:
Tel: +49-172-2186681
Sprechzeiten:
Dienstag: | 10:00 - 13:00 Uhr |
Donnerstag: | 10:00 - 13:00 Uhr |