Wie können achtsamkeitsbasierte Methoden bei der Lösung von traumatischem Stress wirksam werden? Der Achtsamkeitslehrer und Somatic Experiencing-Therapeut Peter Paanakker erklärt, welche Grundlagen das neue Seminar „Achtsamkeit und Trauma“ hierfür vermittelt.
Christa Spannbauer:
Erstmals findet im Februar 2020 ein Seminar zum Thema „Achtsamkeit und Trauma“ am IAS statt, das Sie gemeinsam mit Karin Krudup anbieten. Wie können die achtsamkeitsbasierten Methoden bei der Traumaheilung von Nutzen sein? Wo sind deren Grenzen und wo sind sie kontraindiziert?
Peter Paanakker:
In diesem Seminar werden wir uns ansehen, wie achtsamkeitsbasierte Methoden traumasensitive Menschen unterstützen und schützen können. Die Teilnehmenden lernen, wie sie Betroffenen Sicherheit und Stabilität geben können. Dabei geht es zuerst einmal darum, zu erkennen, dass es traumasensitive Menschen gibt und im Folgenden deren Signale zu entschlüsseln. Und dann zu wissen, wie wir damit umgehen und bewusst agieren können. Und vor allem auch dafür zu sorgen, dass sie sich nicht re-traumatisieren.
Du bist Trauma-Therapeut mit einer Ausbildung in „Somatic Experiencing“ nach Peter E. Levine. Könntest du die Grundlagen und Arbeitsweise dieser Methode im Umgang mit Trauma erklären?
Das Ziel von Somatic Experiencing, kurz SE genannt, besteht darin, die natürliche Selbstregulierung im Nervensystem wiederherzustellen. Wir gehen davon aus, dass das Trauma sich nicht in erster Linie durch das Ereignis zeigt, sondern durch die körperliche Reaktion auf das Ereignis. „Trauma is in the Body, not in the story“, sagen wir.
Daher arbeitet Somatic Experiencing mit dem Aufspüren von Körperempfindungen, Emotionen und Gedanken. Wesentlich ist es also, erst einmal Ressourcen zu aktivieren und dann zwischen der Trauma-Erfahrung im Körper und den Ressourcen hin und her zu pendeln. Dieser Prozess geht kleinschrittig vonstatten und wird Titration genannt.
Woran können Seminarleiter*innen erkennen, dass sie traumatisierte Teilnehmer*innen in ihrem Kurs haben und was empfiehlst du im Umgang mit aktivierten Traumata während eines Achtsamkeitskurses?
Bei traumasensitiven Menschen ist die natürliche Regulierung des Nervensystems gestört. Das zeigt sich z.B. dann, wenn sie sich bei Achtsamkeitsübungen durch Emotionen und Erinnerungen überfordert fühlen. Manchmal thematisieren sie das, oft aber schämen sie sich und verschweigen, wie sie sich fühlen. Worum es also im Umgang mit traumasensitiven Menschen geht, ist folgendes:
Die Signale zu erkennen, wenn Traumata aktiviert sind. Den Betroffenen bei der Anleitung von Achtsamkeitsübungen immer eine Wahlmöglichkeit zu geben. Ihnen zu erklären, wie das Nervensystem funktioniert und wie sie Stabilität und Sicherheit in ihr Nervensystem bringen können, indem sie Ressourcen als Anker nutzen und zwischen diesem und der Trauma-Erfahrung pendeln.
Betroffene Teilnehmende in Achtsamkeitskursen können so lernen, wie sie wieder in den grünen Bereich zurückkommen. Sie lernen dabei auch einzuschätzen, wann Achtsamkeitsübungen für sie angesagt sind und wann nicht.
Mehr zu der Arbeit von Peter Paanakker www.achtsamlebenundarbeiten.de
und zur Methode des Somatic Experiencing finden Sie hier: www.somatic-experiencing.de
Informationen und Anmeldung zum Seminar Trauma und Achtsamkeit
Susanne Schneider, Ihre Ansprechpartnerin beim Institut für Achtsamkeit, hilft gerne weiter:
Tel: +49-172-2186681
Sprechzeiten:
Dienstag: | 10:00 - 13:00 Uhr |
Donnerstag: | 10:00 - 13:00 Uhr |